CFD-Grundlagen & Wissenswertes – Strömungssimulation verstehen
Was ist CFD?
CFD steht für „Computational Fluid Dynamics“ – numerische Strömungssimulation. Dabei werden physikalische Vorgänge wie Strömungen, Temperaturverteilungen und Druckverhältnisse rechnerisch abgebildet. Die Berechnungen basieren auf den Navier-Stokes-Gleichungen und ermöglichen die virtuelle Analyse komplexer Fluidprozesse in Gasen und Flüssigkeiten. CFD wird überall dort eingesetzt, wo klassische Versuchstechnik an ihre Grenzen stößt oder wo digitale Entwicklungsprozesse Zeit und Kosten sparen sollen.
Ein kurzer Blick in die Geschichte der CFD
Die Ursprünge der numerischen Strömungssimulation liegen in den 1960er-Jahren, als erste Verfahren zur Berechnung von Strömungen für die Luftfahrt entwickelt wurden – mit Fokus auf Aerodynamik. Seitdem hat sich CFD in alle Richtungen weiterentwickelt: Durch steigende Rechenleistung, fortschrittliche Turbulenzmodelle, Mehrphasenberechnung, Kopplungen mit Wärmeübertragung und Chemie sowie automatisierte Optimierungsmethoden. Heute ist CFD fester Bestandteil moderner Produktentwicklung – vom Medizingerät bis zum Kraftwerk.
Wie funktioniert eine CFD-Simulation?
Eine CFD-Analyse folgt einem strukturierten Ablauf:
 
															- Definition der Zielsetzung auf Basis der zugrunde liegenden Aufgabenstellung
- Geometrieaufbereitung (Vereinfachung, Fehlerprüfung, CAD-Cleanup)
- Netzgenerierung (Diskretisierung des Fluidvolumens)
- Definition von Randbedingungen, Materialdaten und physikalischen Modellen
- Iterative Lösung der Gleichungen, inkl. Konvergenzkontrolle
- Validierung und Qualitätssicherung
- Auswertung und Visualisierung (z. B. Stromlinien, Temperaturfelder, Kräfte)
- Erstellung einer aussagekräftigen Dokumentation
Was lässt sich mit CFD simulieren?
Genauigkeit über viele Physikdomänen hinweg




- Interne Strömungen (z. B. in Gehäusen, Kanälen, Rohrleitungen)
- Externe Strömungen (z. B. Umströmung von Fahrzeugen, Bauteilen oder Gebäuden)
- Temperaturverteilung, Kühlung, Wärmemanagement
- Druckverläufe, Widerstände, Kavitation
- Mehrphasenströmungen (z. B. Gas-Flüssig-Systeme)
- Gasgemischströmungen (z. B. Diffusion und Reaktionen)
- Transiente Prozesse, (z. B. Einschwingvorgänge, Pulsationen)
- Aeroakustische Phänomene (Lärmentstehung und –ausbreitung)
- Partikelsimulationen (Feststoffe, und Tropfen in Strömungen)
- Kombination mit Struktur- oder Chemiesimulation (Co-Simulation)
Technische Fragen rund um CFD
					 Welche Turbulenzmodelle kommen zum Einsatz? 
							
			
			
		
						
				Je nach Anwendung kommen unterschiedliche Turbulenzmodelle zum Einsatz:
- k-ω SST-Modell: Der Industriestandard für technische Strömungen. Besonders geeignet für wandnahe Strömungen, Trennungen und Strömungsumlenkungen. Vereint die Vorteile von k-ε- und k-ω-Modellen und liefert auch bei komplexen Geometrien robuste Ergebnisse.
- LES (Large Eddy Simulation): Hochauflösendes Turbulenzmodell zur direkten Berechnung großer Wirbelstrukturen. Besonders bei instationären Vorgängen mit hohem Detailbedarf eingesetzt – z. B. bei pulsierenden Strömungen, Wirbelentstehung oder Akustikberechnungen.
Die Wahl des Turbulenzmodells beeinflusst sowohl die Genauigkeit als auch den Rechenaufwand der Simulation.
					 Wie beeinflusst das Netz die Rechengenauigkeit? 
							
			
			
		
						
				Das Rechennetz ist entscheidend für die Qualität der CFD-Ergebnisse. Eine zu grobe Diskretisierung kann feine Strömungsdetails überlagern oder komplett übersehen. Besonders wichtig sind:
- Lokale Verfeinerungen in kritischen Bereichen wie Engstellen oder Wirbelzonen
- y+-Anpassung für eine korrekte Modellierung wandnaher Strömungen in Abhängigkeit des gewählten Turbulenzmodells
- Verhältnis von Zellenanzahl zu Rechenzeit, um eine praxisgerechte Balance zwischen Genauigkeit und Aufwand zu finden
- Erreichen einer zufriedenstellenden Netzqualität, um eine präzise, stabile und konvergierende Lösung zu erhalten
Eine begleitende Netzabhängigkeitsstudie stellt sicher, dass die Ergebnisse nicht übermäßig vom gewählten Netz abhängen.
					 Wie wählt man geeignete Randbedingungen? 
							
			
			
		
						
				Randbedingungen definieren, wie sich das Modell an seinen äußeren Rändern verhält. Typische Beispiele:
- Einlassgeschwindigkeit oder Volumenstrom
- Druckvorgaben am Auslass
- Temperatur- oder Wärmestromgrenzen
- Symmetrie, Wandreibung oder freie Abflüsse
Die Auswahl basiert idealerweise auf realen Betriebsdaten, Erfahrungswerten oder Normbedingungen. Eine unpassende Randbedingung kann die Simulationsergebnisse erheblich verfälschen oder sogar instabil machen.
					 Wie wird mit instationären (transienten) Vorgängen umgegangen? 
							
			
			
		
						
				Instationäre CFD-Simulationen erfassen zeitabhängige Strömungsprozesse, z. B.:
- Anlaufvorgänge
- periodische Schwingungen
- Druckstöße oder sich bewegende Komponenten
Die Lösung erfolgt über definierte Zeitschritte, häufig mit einer Starttransiente, um Einschwingvorgänge abzubilden. Obwohl der Rechenaufwand im Vergleich zur stationären Simulation deutlich höher ist, liefern transiente Analysen realitätsnahe Ergebnisse für dynamische Systeme.
					 Wie erfolgt die Validierung von CFD-Ergebnissen? 
							
			
			
		
						
				Eine sorgfältige Validierung erhöht die Aussagekraft und Glaubwürdigkeit von CFD-Ergebnissen. Übliche Methoden sind:
- Vergleich mit Messdaten aus Versuchen oder dem realen Betrieb
- Abgleich mit Literaturwerten oder validierten Benchmarks
- Sensitivitätsanalysen, um den Einfluss einzelner Eingabeparameter oder Modelleinstellungen zu prüfen
Besonders bei sicherheitskritischen oder normrelevanten Projekten ist eine belastbare Validierung unerlässlich.
Glossar: Grundlagen der CFD einfach erklärt
Grundlagen der CFD
					 CFD (Computational Fluid Dynamics) 
							
			
			
		
						
				Computergestützte Methode zur Simulation von Strömungs- und Wärmevorgängen. In CFD werden komplexe physikalische Prozesse wie Luft-, Gas- oder Flüssigkeitsströmungen numerisch gelöst – z. B. zur Optimierung von Bauteilen, Anlagen oder Prozessen.
					 Navier-Stokes-Gleichungen 
							
			
			
		
						
				Fundamentale Gleichungen der Strömungsmechanik. Sie beschreiben den Erhalt von Impuls, Masse und Energie in einem strömenden Medium. In CFD werden sie mithilfe numerischer Verfahren auf einem Rechennetz gelöst.
					 Massenerhaltung 
							
			
			
		
						
				Physikalisches Gesetz, das besagt, dass Masse in einem geschlossenen System nicht verloren geht. In der CFD ist sie Bestandteil der Kontinuitätsgleichung, die sicherstellt, dass die berechnete Strömung physikalisch konsistent bleibt.
					 Energieerhaltung 
							
			
			
		
						
				Thermodynamisches Prinzip, nach dem Energie nicht erzeugt oder vernichtet, sondern nur umgewandelt wird. In CFD wird über die Energiegleichung der Transport von Wärme, innerer Energie und Arbeit erfasst – z. B. bei Heiz- oder Kühlprozessen.
					 Reynoldszahl 
							
			
			
		
						
				Dimensionslose Kennzahl zur Charakterisierung der Strömung. Sie beschreibt das Verhältnis von Trägheits- zu Zähigkeitskräften. Niedrige Werte deuten auf laminare, hohe auf turbulente Strömung hin – entscheidend für die Wahl der Modellierung.
					 Turbulenz 
							
			
			
		
						
				Chaotisches, instationäres Strömungsverhalten mit Wirbeln, Impulsübertrag und starken Gradienten. Turbulenz tritt typischerweise bei hohen Reynoldszahlen auf und beeinflusst Energieverteilung, Widerstände und Wärmeübertragung erheblich.
					 Turbulenzmodell 
							
			
			
		
						
				Mathematische Näherung zur Beschreibung turbulenter Effekte. Modelle wie das k-ω-SST Modell ermöglichen die Simulation technischer, turbulenter Strömungen ohne die extrem hohe Rechenlast, die eine direkte Berechnung aller Turbulenzskalen erfordern würde.
CFD-Modellierung
					 Mesh (Netz) 
							
			
			
		
						
				Numerische Aufteilung des Rechengebiets in kleine Zellen (Volumenelemente). Die Qualität, Dichte und Struktur des Netzes beeinflussen Genauigkeit und Stabilität der CFD-Simulation maßgeblich.
					 Randbedingung 
							
			
			
		
						
				Definition physikalischer Zustände an den Grenzen des Simulationsmodells, z. B. Einlassgeschwindigkeit, Druck, Temperatur oder Wandeigenschaften. Sie sind essentiell für die Reproduzierbarkeit realer Bedingungen im Rechenmodell.
					 Netzabhängigkeitsstudie 
							
			
			
		
						
				Verfahren zur Quantifizierung und Reduzierung des numerischen Fehlers, der durch die Diskretisierung des Rechengebiets entsteht. Der Einfluss des Rechennetzes auf die Lösung wird systematisch analysiert und auf ein anwendungsabhängig akzeptables Maß reduziert. In der Praxis wird oft die Richardson-Extrapolation verwendet, um die Gitterkonvergenz zu bewerten und den Diskretisierungsfehler abzuschätzen.
					 y+ (Y-Plus) 
							
			
			
		
						
				Dimensionslose Kenngröße zur Bewertung der Netzauflösung nahe der Wand. Sie bestimmt, ob Wandfunktionen verwendet werden können oder eine feine Gitterauflösung für die direkte Modellierung der Grenzschicht notwendig ist.
					 Mehrphasenströmung 
							
			
			
		
						
				Strömung, bei der mehrere Phasen wie Gas, Flüssigkeit oder Feststoff gleichzeitig vorhanden sind – z. B. Luftblasen in Wasser, Flüssigkeitstropfen in Gasen oder Partikelströmungen. In CFD kommen hierfür spezielle Modelle wie VOF, Euler-Euler oder Lagrange zum Einsatz.
					 Gaskomponenten (Mehrkomponentenströmung) 
							
			
			
		
						
				Modellierung der Verteilung und Wechselwirkung mehrerer chemischer Komponenten in einem Gasgemisch. Über sogenannte „Species Transport“-Modelle werden Transport, Diffusion und Reaktionen einzelner Gase berücksichtigt – z. B. bei Luftqualität, Verbrennung oder kontaminierten Strömungen.
					 Partikelsimulation 
							
			
			
		
						
				Numerisches Verfahren zur Modellierung diskreter Teilchen (z. B. Feststoffpartikel, Tropfen, Pulver, Aerosole) innerhalb einer kontinuierlichen Strömung. Dabei werden die Bewegungen einzelner Partikel meist über Lagrange’sche Modelle berechnet, z. B. in Kombination mit einem Euler’schen Fluidmodell. CFD-Software bietet dafür spezielle Ansätze wie DPM (Discrete Phase Model), um Kräfte, Wärmeübergang oder chemische Reaktionen zwischen Partikeln und Fluid zu analysieren.
Lösung des CFD-Modells
					 Solver 
							
			
			
		
						
				Numerisches Rechenmodul, das die diskretisierten Gleichungen löst. Abhängig vom Anwendungsfall kommen unterschiedliche Solver-Typen zum Einsatz – z. B. für stationäre oder instationäre, inkompressible oder kompressible Strömungen.
					 Residual 
							
			
			
		
						
				Restfehler, der angibt, wie stark eine Gleichung in einem Iterationsschritt noch verletzt wird. Die Höhe der Residuen dient als Indikator für die Genauigkeit der Lösung und ist ein wichtiges Kriterium zur Überwachung der Ergebnisqualität.
					 Konvergenz 
							
			
			
		
						
				Zustand, bei dem sich die Lösung im Verlauf der Iterationen nicht mehr wesentlich ändert. Eine konvergente Lösung ist Voraussetzung für belastbare und reproduzierbare Simulationsergebnisse. Zur Bewertung der Konvergenz werden idealerweise sowohl die Residuen als auch die relevanten Ergebnisgrößen herangezogen.
					 Boussinesq-Näherung 
							
			
			
		
						
				Vereinfachtes Modell zur Beschreibung natürlicher Konvektion. Dabei wird angenommen, dass Dichteänderungen nur bei der Auftriebskraft eine Rolle spielen – was den Rechenaufwand reduziert, ohne die Genauigkeit wesentlich zu beeinträchtigen.
Ergebnisanalyse & Visualisierung
					 Volumenstrom 
							
			
			
		
						
				Menge an Fluid, die pro Zeiteinheit durch einen definierten Querschnitt strömt – z. B. in m³/h oder l/min. Eine zentrale Kenngröße zur Auslegung und Analyse technischer Systeme wie Lüftungen, Kühlkreisläufe oder Rohrnetze.
					 Druckverlust 
							
			
			
		
						
				Reduktion des statischen Drucks entlang eines Strömungswegs – verursacht durch Reibung, Umlenkungen, Querschnittsänderungen oder Einbauten. In der CFD wird der Druckverlust häufig zwischen zwei Ebenen oder über ein Bauteil hinweg berechnet und ist eine zentrale Kenngröße für die Auslegung und Effizienzbewertung von Strömungssystemen.
					 Stromlinie (Streamline) 
							
			
			
		
						
				Linie, die in jedem Punkt tangential zur lokalen Strömungsrichtung verläuft. Stromlinien sind ein anschauliches Werkzeug zur Visualisierung von Strömungsverläufen, Umlenkungen und Totzonen im Rechengebiet.
					 Quantitative Ergebnisgrößen 
							
			
			
		
						
				Messbare Werte, die aus der CFD-Simulation abgeleitet werden – z. B. Temperaturverteilungen, Strömungsgeschwindigkeiten, Kräfte, Wärmeflüsse oder Massenströme. Sie sind entscheidend für die technische Bewertung, Validierung und den Vergleich mit Messdaten oder Spezifikationen.
					 Animationen 
							
			
			
		
						
				Bewegte Visualisierungen zeitabhängiger oder transienten Strömungsvorgänge – z. B. Wirbelentwicklungen, Temperaturfronten oder Partikelbahnen. Animationen sind ein wirkungsvolles Mittel zur Darstellung komplexer dynamischer Abläufe und zur Kommunikation von CFD-Ergebnissen gegenüber Kunden, Partnern oder Entscheidern.
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